
Feuermachen mit meinem Sohn: Warum Glut mehr Geduld braucht als ein Feuerzeug
Es gibt kaum etwas Ursprünglicheres als Feuer. Es knistert, wärmt, flackert – und zieht uns magisch an. Feuer ist nicht nur ein Element. Es ist Erinnerung. Es ist Gemeinschaft. Es ist ein Versprechen auf Wärme – und vielleicht ein Stück Schokolade auf einem Stock.
Seit ich Vater bin, hat das Feuermachen eine neue Dimension bekommen.
Es ist nicht mehr nur das Entzünden einer Flamme. Es ist ein Ritual. Eine Verbindung. Ein Moment, den ich teilen darf.
Ich mache Feuer – und mein Sohn sitzt daneben. Staunend. Lernend. Fragend. Und immer mit diesem Blick: „Was passiert jetzt, Papa?“
Der Anfang: Nicht alles fängt mit Flamme an
Am Anfang stand nicht das perfekte Lagerfeuer, sondern ein Haufen nasses Holz und ein Feuerstahl, den ich wahrscheinlich öfter gegen den Wind gehalten habe, als es Sinn machte. Mein Sohn war dabei. Nicht, um zu helfen – sondern, weil er wissen wollte, was ich da eigentlich mache.
„Feuer machen“, habe ich gesagt. „So richtig, wie früher.“
Und er war sofort dabei. Mit leuchtenden Augen, voller Spannung. Er wollte die Funken sehen. Das Glühen. Die Magie. Aber das erste, was er gesehen hat, war:
Papa, der flucht.
Weil das Holz nicht brannte. Weil der Zunder feucht war. Weil ich den Funken 10 Zentimeter neben das Ziel gesetzt habe.
Aber genau das war der Moment, in dem ich verstanden habe: Feuer braucht Geduld.
Und: Mein Sohn auch.
Feuermachen ist nicht nur Technik – es ist Haltung
Es geht nicht darum, möglichst schnell eine Flamme zu erzeugen. Es geht um den Prozess. Um das Tun. Um das Warten. Mein Sohn hat gelernt, dass man Holz nicht einfach so anzündet – man bereitet es vor. Man sucht die richtigen Stücke. Man legt sie behutsam. Man beobachtet. Man respektiert das Feuer, bevor man es nutzt.
Ich erkläre ihm, was Zunder ist. Was trockenes Holz bedeutet. Warum man nicht einfach alles reinschmeisst. Und er hört zu. Nicht, weil ich es so spannend erkläre – sondern weil Feuer eben spannend ist. Es ist wild. Unberechenbar. Es will ernst genommen werden.
Und ich merke:
Ich bin nicht nur Papa mit Feuerzeug. Ich bin plötzlich Lehrer. Begleiter. Wächter einer alten Kunst.
Das erste Mal, wenn es klappt
Der Moment, in dem die ersten Flammen hochzüngeln – das ist Gold wert. Für ihn, für mich, für uns. Mein Sohn hüpft fast. „Feuer! Papa! Es brennt!“ Und ich lächle, innerlich fast genauso aufgeregt wie er.
Nicht, weil das Feuer neu für mich ist. Sondern weil ich es mit ihm entfacht habe. Und weil er spürt, dass wir etwas gemeinsam geschaffen haben.
Er will natürlich gleich alles reinwerfen: Stöcke, Blätter, halbe Tannenzapfen. Ich stoppe ihn. Wir reden über Verantwortung. Über Geduld. Über Achtung. Und ich sehe, wie er langsam versteht: Feuer ist nicht Spielzeug. Es ist etwas Echtes.
Und dann wird es ruhig
Das, was ich am meisten liebe, kommt nach dem Knistern. Wenn die Flammen sich beruhigen, wenn das Holz glimmt, wenn wir einfach dasitzen. Kein Sprechen. Nur Schauen.
Mein Sohn starrt ins Feuer. Ich auch. Und zwischen uns fliegen keine Worte, sondern etwas viel Wertvolleres: Verbindung.
In diesen Momenten brauche ich kein Tablet, kein Spielzeug, kein Programm. Wir sitzen einfach da. Zwischen Rauch, Glut und dem sanften Gefühl, dass gerade alles stimmt.
Was mein Sohn dabei lernt (und ich auch)
Er lernt, dass nicht alles sofort klappt.
Er lernt, dass manche Dinge Vorbereitung brauchen.
Er lernt, dass Geduld belohnt wird.
Und ich? Ich lerne, mich zu entschleunigen. Nicht die Flamme zu erzwingen. Mich nicht zu ärgern, wenn’s mal nicht funktioniert.
Ich lerne, dass Erziehung nicht immer laut sein muss. Manchmal reicht ein Blick. Eine Geste. Ein gemeinsames Sitzen vor dem Feuer.
Natürlich ist nicht immer alles romantisch
Es gibt auch die anderen Tage. Wenn er unbedingt ein nasses Blatt ins Feuer werfen will – und es qualmt. Wenn der Wind dreht – und wir beide die volle Rauchladung abbekommen. Wenn er den Stock mit der Glutspitze rumfuchtelt und ich innerlich drei Herzinfarkte kriege. Klar.
Aber auch das gehört dazu. Lernen bedeutet, Fehler machen zu dürfen. Und ja, dabei auch Dreck, Rauch und manchmal ein verbranntes Marshmallow in Kauf zu nehmen.
Feuer bleibt – auch wenn es aus ist
Wenn das Feuer langsam herunterbrennt, löschen wir gemeinsam. Mit Bedacht. Mit Wasser. Mit Respekt. Kein „Einfach gehen“. Kein „Wird schon ausgehen.“
Ich will, dass er versteht: Wer Feuer entfacht, trägt Verantwortung. Bis zum Ende.
Und danach? Danach reden wir über das, was war. Über den Duft, das Knistern, die Funken. Und ich weiss: Das, was er mitnimmt, ist mehr als ein neues Wort im Wortschatz. Es ist ein Gefühl. Ein Wissen, das bleibt.
Feuermachen mit meinem Sohn – das ist mehr als ein Papa-Hobby
Es ist Rückverbindung. Zu mir. Zu ihm. Zur Natur. Zu etwas Ursprünglichem.
Und ganz ehrlich: Wenn er irgendwann selbst Feuer macht – mit eigenen Kindern, mit Freunden oder einfach nur für sich –
dann hoffe ich, dass er sich erinnert.
An den Moment, als es zum ersten Mal klappte.
An den Moment, als er sagte: „Papa, es brennt.“
Und ich daneben saß, mit rußigen Händen und einem Herzen, das leuchtete wie die Glut.