Berwang mit Kind – Berge, Kühe und kleine Abenteuer

von | Juni 15, 2025 | Nachwuchs | 0 Kommentare

Wenn man als Familie in den Urlaub fährt, gibt es zwei Sorten Reiseziele: Die einen, die einem sofort ins Gesicht springen mit Animation, Freizeitparks und 24-Stunden-Bespaßung. Und dann gibt es Orte wie Berwang. Klein, ruhig, auf den ersten Blick vielleicht unspektakulär. Aber wenn man hinschaut – und sich darauf einlässt – dann ist Berwang ein echter Schatz. Vor allem mit Kind.

Wir waren vor kurzem dort, zu Gast im Hotel Kaiserhof (ja, das war super – habe ich schon ausführlich erzählt), und haben die Region rundherum ein wenig erkundet. Ich sage bewusst „ein wenig“, denn mit einem 2-jährigen Kleinkind bewegt man sich nicht gerade in großen Radien. Aber dafür mit offenen Augen, kleinem Tempo und großer Neugier.

Berwang liegt auf über 1300 Metern Höhe – damit ist es der höchstgelegene Ort in der Tiroler Zugspitzarena. Das klingt erstmal nach dünner Luft und alpinen Extremerlebnissen, aber keine Sorge: Als junge Familie atmet man hier sehr gut. Im Gegenteil. Die frische, klare Bergluft war wahrscheinlich das erste, was uns innerlich durchpusten ließ. Dazu diese Aussicht – einfach wow. Egal wohin man schaut, da ist Natur. Grün, Fels, Wald, Weite. Und: Kühe. Viele Kühe.

Unser Sohn war völlig begeistert. Ich glaube, das erste echte „Highlight“ war gar keine Wanderung, sondern die tägliche Kuh-Beobachtung direkt neben dem Hotel. Und ich sag’s, wie’s ist: Ich hab da mitgeguckt. Minutenlang. Weil es irgendwie auch mich beruhigt hat. Diese Tiere stehen da, machen ihr Ding, sind völlig im Moment. Irgendwie beneidenswert. Mein Sohn hat sie natürlich alle benannt („Bubu“, „Klaus“, „Mama-Kuh“), und sie mit Gänseblümchen gefüttert, was vermutlich in irgendeiner Hausordnung verboten ist – aber wir hatten es gut gemeint.

Berwang selbst ist klein, aber genau das macht den Ort so charmant. Kein Straßenlärm, keine Hektik, kein übertriebenes Entertainment. Stattdessen: ein überschaubarer Ort mit freundlichen Menschen, einem kleinen Spielplatz, einem Sportgeschäft, einem Supermarkt und jeder Menge Möglichkeiten, einfach loszulaufen. Denn Wanderrouten gibt’s genug – in allen Schwierigkeitsgraden.

Für uns hieß das: Kinderwagen-taugliche Wege finden, die gleichzeitig noch ein bisschen Erlebnischarakter bieten. Und ja – das geht hier ziemlich gut. Es gibt zum Beispiel den „Panoramaweg Berwang“ – ein wirklich schöner, nicht zu steiler Rundweg mit wunderbarer Aussicht, Sitzbänken zum Durchschnaufen und gelegentlichen Kühen oder Schafen zur Begrüßung. Und das Beste: Man muss nicht stundenlang gehen, um ein echtes Naturerlebnis zu haben. Schon nach ein paar Minuten hat man das Gefühl, mittendrin in den Bergen zu sein – statt nur Besucher.

Unser persönlicher Familien-Höhepunkt war allerdings ein Abstecher zur Moosalm. Dort kommt man entweder zu Fuß oder mit dem Sessellift hin (was allein für unseren Sohn schon ein Abenteuer war). Oben gibt’s neben toller Aussicht auch Tiere, Spielmöglichkeiten und eine Jause, die wirklich den Namen verdient. Ich meine: Kaiserschmarrn auf der Alm mit Bergblick – mehr Familienglück geht kaum.

Was mich an Berwang wirklich beeindruckt hat, war die Langsamkeit des Ortes. Nichts drängt dich. Niemand schaut dich schräg an, wenn dein Kind mitten auf dem Weg eine Pause machen will, weil ein Stein besonders schön ist. Es fühlt sich alles… normal an. Natürlich. Und das ist im Urlaub mit Kind wirklich Gold wert.

Denn wir alle kennen diese Momente: Du willst los, dein Kind will nicht. Du willst das Tal erkunden, dein Kind bleibt bei der ersten Pfütze stehen. Du willst zur nächsten Hütte, dein Kind will zwei Schnecken beobachten. In Berwang darf das so sein. Hier hast du nicht das Gefühl, „nicht genug erlebt“ zu haben. Hier ist schon der kleine Spaziergang ein kleines Abenteuer.

Natürlich muss man als Eltern auch in Berwang bereit sein, sich auf den Rhythmus des Kindes einzulassen. Ausschlafen? Haha. Wellness? Vielleicht mal kurz, wenn alle schlafen. Aber dafür bekommt man etwas anderes: frische Luft, gute Gespräche, das Gefühl von echten, analogen Erlebnissen. Kein Freizeitpark, keine iPads, kein Überangebot. Sondern Steine, Bäume, Tiere, Wiesen – und Zeit.

Was man auch nicht unterschätzen darf: die Freundlichkeit der Menschen vor Ort. Egal ob im Hotel, im Geschäft oder auf der Hütte – überall wurde unser Sohn wie ein kleiner VIP behandelt. Man merkt, dass Familien hier willkommen sind, nicht nur „mitgebucht“. Das macht einen großen Unterschied.

Am letzten Tag unserer Reise standen wir nochmal auf dem Balkon, haben ins Tal geschaut, den Nebel aufsteigen sehen und einfach nur durchgeatmet. Unser Sohn hat leise vor sich hingesungen, ich hatte einen Kaffee in der Hand, meine Frau war endlich mal ein paar Minuten ungestört unter der Dusche – und in diesem Moment wusste ich: Wir kommen wieder.

Berwang ist nicht laut. Es ist kein Ort, der sich aufdrängt. Aber es ist ein Ort, der bleibt. Weil man dort atmen kann. Weil Kinder dort Kind sein dürfen. Und weil man als Vater wieder spürt, worauf es wirklich ankommt: Zusammensein. Draußen sein. Zeit haben.

Das ist vielleicht kein „All-Inclusive-Superresort“ mit Kinderdisco. Aber es ist ein Ort, an den man sich erinnert. Und manchmal ist genau das der perfekte Urlaubsort.

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