Es gibt kein schlechtes Wetter – nur nasse Papas: Abenteuer im Regen mit meinem Sohn

von | Mai 14, 2025 | Einfach so, Männerzeit, Nachwuchs | 0 Kommentare

Es gibt diese Tage, an denen der Regen unaufhörlich ans Fenster trommelt, die Pfützen auf dem Gehweg langsam zu kleinen Teichen werden und jeder normale Mensch beschliesst: Heute bleiben wir drinnen.
Aber ich bin Papa. Und mein Sohn ist zwei. Und zwei Jahre alte Kinder interessieren sich nicht für Wetterberichte.

„Raus?“ fragt er mit großen Augen und schon halb angezogenen Gummistiefeln. Ich? Schaue aus dem Fenster, sehe Wind, nasse Bäume und matschige Wege. Mein innerer Schweinehund flüstert: Bleib auf der Couch. Aber ich ziehe die Regenjacke an.

Denn ich weiss inzwischen: Die schönsten Abenteuer beginnen oft mit nassen Socken.

Also packen wir uns ein, ich noch mit einem „Zur Sicherheit“–Thermoskaffee unter der Jacke, er mit seiner unkaputtbaren Begeisterung. Wir gehen in den Wald. Und was da passiert, ist jedes Mal gleich – und jedes Mal anders.

Er springt in Pfützen. Nicht vorsichtig. Nicht prüfend. Sondern mit voller Wucht. Wasser spritzt bis zu den Ohren, ich bekomme was ab, lache, will etwas sagen – und höre mich stattdessen sagen: Warum eigentlich nicht?

Er klettert auf nasse Baumstämme, rutscht runter, steht wieder auf. Kein Meckern, kein „Igitt“, kein „Ich hab mich dreckig gemacht“. Nur weiter. Und ich frage mich: Wann hab ich eigentlich aufgehört, mich dreckig zu machen?

Wir entdecken Regenwürmer, beobachten, wie Tropfen auf Blättern tanzen, und hören das Quietschen seiner Gummistiefel auf Matschboden wie eine Melodie. Es gibt keine Regeln, keinen Plan, kein Ziel. Nur Zeit. Und diesen Moment.

Natürlich, ehrlich gesagt, denke ich manchmal: Was mache ich hier eigentlich? Wenn der Regen plötzlich stärker wird, mein Sohn den halben Wald in seiner Kapuze sammelt und meine „wasserdichte“ Jacke langsam aufgibt.

Aber dann sagt er: „Papa, schau!“ Und zeigt auf einen Bach, der gestern noch trocken war. Oder auf eine Spur im nassen Waldboden. Oder auf ein Blatt, das aussieht wie ein Drachenflügel.

Und ich schaue. Nicht kurz. Nicht halbherzig. Sondern wirklich.

Denn im Regen gibt es keine Ablenkung. Keine Screens, keine E-Mails, keine Aufgabenliste. Nur ihn, mich – und die Natur, die uns beide gerade einfach machen lässt.

Diese Momente sind nasser als jede Dusche, kälter als mir lieb ist – und gleichzeitig wärmer als jeder Indoor-Spielplatz. Weil ich nicht nur sehe, wie mein Sohn die Welt entdeckt – sondern weil ich mit ihm entdecke.

Ich merke, wie gut mir das tut. Auch wenn ich danach komplett durchgeweicht bin. Auch wenn ich zu Hause erstmal die halbe Wohnung mit nassen Klamotten dekorieren muss. Ich bin runtergefahren, klar im Kopf, durchgepustet – und voller Bilder, die kein Handy hätte festhalten können.

Und genau deshalb sage ich heute oft zuerst: „Ach, Regen…“ – und dann: „Komm, wir gehen.“

Denn mein Sohn hat mich gelehrt:
Es gibt kein schlechtes Wetter. Es gibt nur verpasste Abenteuer.

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