Es fängt meistens ganz harmlos an. Mama sagt: „Ich bin am Samstag ein paar Stunden unterwegs.“ Oder: „Ich fahr übers Wochenende zu meiner Freundin.“ Und ich? Ich nicke tapfer. Ich sage: „Klar, kein Problem!“ Innerlich denke ich: Easy. Ich bin doch der Papa. Ich kann das.
Und dann beginnt das Abenteuer.
Zuerst fühlt es sich an wie ein kleiner Vater-Sohn-Urlaub. Freiheit! Bonding-Time! Vielleicht sogar ein bisschen Fernsehen, Pizza und Rumtoben. Nur wir zwei. Und das klappt auch. Für die ersten… na ja… 20 Minuten.
Dann beginnt Phase zwei: das Improvisationstheater.
Das Kind will etwas essen. Aber nicht das, was da ist. Sondern etwas anderes, das du entweder nicht hast – oder das eine Stunde Zubereitungszeit braucht. Du schwenkst auf Plan B: Banane, Reiswaffel, irgendwas. Akzeptiert – aber nur, wenn du es im Schneidersitz servierst und gleichzeitig „Bagger macht Brumm-Brumm“ singst.
Danach das Wickeln. Kein Problem, denkst du – bis du merkst, dass du den halben Inhalt der Wickeltasche vergessen hast nachzufüllen. Also improvisierst du mit feuchten Küchentüchern und einem viel zu kleinen Body, der offenbar seit Monaten zu eng ist.
Dann das Spielen. Du gibst alles. Du baust Türme, machst Tierstimmen nach, krabbelst wie ein Pferd durchs Wohnzimmer. Nach 15 Minuten bist du durchgeschwitzt – dein Kind allerdings erst warmgelaufen.
Zwischendurch denkst du: Ich könnte ja kurz aufräumen, oder was trinken, oder mal aufs Klo gehen. Aber nein. Sobald du dich entfernst, beginnt der Alarm. Du bist gefragt. Rund um die Uhr. Vollzeit-Papa ohne Pause, ohne Ablösung, ohne Escape-Taste.
Und dann, plötzlich, dieser kleine magische Moment. Dein Kind schmiegt sich an dich, lacht, sagt etwas, das du vielleicht nicht ganz verstehst – aber das dein Herz komplett zum Schmelzen bringt. Und du denkst: Genau dafür mach ich das.
Der Abend kommt näher. Abendessen, Bad, Pyjama – alles dauert doppelt so lange und braucht dreimal so viele Überredungskünste wie im Beisein der Mama. Aber du kämpfst dich durch. Und irgendwann schläft dein Kind ein.
Du sitzt da. Kaputt. Zufrieden. Und ein bisschen stolz.
Natürlich hast du zwischendurch den Tagesablauf gesprengt, vielleicht das Lieblingsstofftier vergessen und definitiv nicht den perfekten Gemüseanteil erfüllt. Aber: Du warst da. Voll und ganz.
Und das ist am Ende das, was zählt.
Also ja – Papa allein zu Hause ist kein Erholungsurlaub. Es ist laut, es ist chaotisch, es ist herausfordernd. Aber es ist auch verdammt besonders. Weil es dir zeigt, dass du es kannst. Auf deine eigene, leicht improvisierte, oft etwas klebrige Art.
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